COS GmbH
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Die Molkerei NÖM setzt einen kombinierten Fuhrpark mit 27 Sammelfahrzeugen, fünf Sattelzugmaschinen und neun Tankaufliegern ein. Hinzu kommt eine einzigartige Lieferanten-Struktur mit einer Vielzahl von Restriktionen. Dieser Prozess kann jetzt erstmals von einer Tourenplanungs-Software abgebildet werden. Projektpartner waren die süddeutsche COS GmbH und das Systemhaus Quantum.
Den Einstieg in die Arbeit mit der neuen Tourenplanungs-Software hatte sich Franz Unger ganz anders vorgestellt. Eigentlich wollte der Leiter des Rohstoffmanagements der Molkerei NÖM im April 2009 zunächst alle Sammeltouren für die rund 4.800 Rohmilch-Lieferanten Stück für Stück analysieren und optimieren – doch dann überschlugen sich die Ereignisse.
Kurz nachdem das IT-Projekt in Zusammenarbeit mit dem süddeutschen Software-Lieferanten COS pünktlich abgeschlossen wurde, musste Unger weitere 120 Milchbauern in das ausgeklügelte Abholsystem integrieren. Hintergrund war die Übernahme neuer Lieferanten aus dem Burgenland, die ihre Milch bis dahin an eine andere Molkerei abgegeben hatten.
Erst im Oktober 2008 waren auf einen Schlag 320 neue Lieferanten hinzugekommen, doch damals hatten die NÖM AG und die 13 beauftragten Frächter deutlich mehr Vorbereitungszeit. „Diesmal standen wir unter großem zeitlichen Druck. Innerhalb von nur zehn Tagen musste die neue Planung stehen“, erinnert sich Unger, dessen Abteilung die Touren zuvor mit Hilfe von Excel-Tabellen verwaltet hatte.
Im Vergleich zur selbst entwickelten Excel-Lösung „ist COSware-Tourenplanung wesentlich einfacher und leichter zu bedienen“, meint Alexander Grivas, der bei NÖM für die Tourenplanung verantwortlich ist. Das Anlernen neuer Kollegen und Vertretungen bei Urlaubs- und Krankheitsbedingten Ausfällen lassen sich leichter organisieren, aber auch die tägliche Arbeit ist wesentlich einfacher. Beispielsweise stellt COSware-Tourenplanung Fahrzeuge und Fahrer grafisch auf einem kontinuierlichen Zeitstrahl dar. Ein weiterer Vorteil ist die Schnelligkeit der COS-Lösung, mit der die Touren schnell errechnet und fahrzeugbezogen ausgedruckt werden können. „Hier macht sich die verwendete Orcale-Datenbank bemerkbar“, meint Unger.
Die anwenderfreundliche Bedienung war für NÖM jedoch nur einer von vielen Gründen für die Investition in die neue Software. Im Vordergrund stand die weitere Optimierung der Logistikkosten. „In Österreich haben wir sehr klein strukturierte Milcherzeugungsbetriebe und eine anspruchsvolle Topologie, die eine besonders rationelle Transportabwicklung erfordern“, erinnert Unger.
Hinzu kommen die klimatischen Gegebenheiten, die im Winter den Sammel-Rhythmus tageweise beeinflussen können. „Hofabholungen sind dann oft nicht mehr möglich und die rund 100 betroffenen Lieferanten müssen ihre Rohmilch in Transporttanks zu bestehenden Haltestellen liefern“, erklärt Unger. Diese Besonderheit musste in COSware-Tourenplanung in Form einer doppelten Datenfeldbelegung mit je einer Koordinate für den Hof und die Haltestelle.
Im Unterschied zu Milchproduktionsgebieten mit größeren Betriebsstrukturen ist der Anteil an Hofabholungen im Einzugsgebiet der NÖM AG jedoch relativ gering. Um die Logistikkosten zu minimieren, wurden verschiedene Maßnahmen wie Haltestellen-Bonus oder ein Abzug für Hofabholungen eingeführt. „Wir wollten durch die Planungssoftware genau herausfinden, wie sich im Einzelfall die Umstellung von Haltestelle auf Hofabholung auswirkt und sämtliche Touren mit allen anfallenden Kosten genau kalkulieren,“ so Unger.
Flexibilität ist auch bezüglich der Anlieferungsmengen gefordert. Zusätzlich zu den üblichen saisonalen Schwankungen im Milchwirtschaftsjahr von bis zu 15 Prozent gibt es bei rund 50 Lieferanten noch weitaus größere „Ausreißer“: Diese Betriebe sind auch in der so genannten Direktvermarktung tätig.
Außerdem suchten Unger und sein Team nach einer Lösung, die mit der Milchgeldabrechnungs-Software „Softline“ harmoniert. Mit Softline wickelt NÖM seit 2008 die Bezahlung aller Milch-Lieferanten weitgehend automatisiert ab. Über eine Schnittstelle sollte Softline mit allen Tourdaten und den tatsächlich übernommenen Mengen, Sorten und Lieferanten versorgt werden. „Erst durch die COSware Tourenplanung konnten wir das Einsparpotenzial von Softline richtig nutzen“, betont Unger.
Eine weitere Herausforderung besteht in den eingeschränkten Zeitfenstern für die Sammeltätigkeit. „Generell holen wir die Milch zwischen 6 und 17 Uhr“, sagt Tourenplaner Grivas. Die Sammeltätigkeit ist aber zusätzlich durch „Sperrzeiten“ eingeschränkt. Bei Hofabholungen ist dies normalerweise die Melk- und Reinigungszeit, aber auch weitergehende Einschränkungen sind möglich. „Bei Haltestellen wird fallweise auf besondere Wünsche der Lieferanten eingegangen, was in der Planung berücksichtigt werden muss“, meint Grivas.
Bei NÖM kommen die unterschiedlichen Qualitätsstufen hinzu, die in getrennten Kammern gesammelt werden müssen. 4.400 der 4.800 Lieferanten sind zur Erzeugung gentechnikfreier Rohmilch zertifiziert. Die übrigen Betriebe liefern ihre Milch in Bio-Qualität. „Wenn wir nur eine Milchsorte sammeln würden, bräuchten wir überhaupt keine Software“, meint Unger. Bei NÖM werden jedoch zwei Sorten pro Tour gleichzeitig gesammelt. Etwa ein Drittel der Sammelfahrzeuge verfügt hierfür über doppelte Übernahmeeinrichtungen - es gibt also keine eigenen „Bio-Touren“. Für Unger kam es deshalb darauf an, dass die Planungssoftware ein optimiertes Kammermanagement beherrscht.
Doch damit nicht genug: NÖM setzt für den aufwändigen Milk-Run aus Kosten- und Zeitgründen verschiedene Fahrzeugtypen ein. Neben den 27 „klassischen“ Milchsammelwagen, die zum Teil mit Anhänger ausgestattet sind, sind an den täglichen Touren fünf Sattelzugmaschinen und neun Tankauflieger beteiligt. Genau wie die Hänger dienen die Auflieger als mobiles Zwischenlager, die von den Motorwagen immer wieder angefahren und befüllt werden. Die Sattelzugmaschinen dienen dem Transport zwischen Halteplatz und den NÖM-Betrieben in Baden, Zwettl und Habersdorf. „Beide Fahrzeug-Gattungen funktionieren wie zwei unabhängige Systeme, die durch COSware synchronisiert werden müssen“, erklärt Unger und ergänzt: „Spätestens bei dieser Anforderung sind die mir vorher bekannten Planungs-Systeme ausgestiegen.“
Bei der Suche nach der geeigneten Software hatte sich Unger zunächst auf Anbieter mit spezifischer Branchen-Erfahrung konzentriert. Doch sämtliche Referenz-Projekte anderer Molkereien erfüllten nur einen Teil der oben beschriebenen Anforderungen. Von COSware erfuhr Unger schließlich durch eine Wiener Informationsveranstaltung der Quantum GmbH, dem österreichischen COS-Vertriebspartner. „COS erfüllte alle unsere Forderungen, hatte zuvor aber noch kein Molkerei-Projekt realisiert“, erinnert sich Unger. Der Logistikchef hatte Bedenken, dass nachträgliche Anpassungen zu langen Projektzeiten und hohen Zusatzkosten führen könnten. „Schließlich funktioniert ein Milk-Run genau umgekehrt wie eine Auslieferungs-Tour. Bei unserem Geschäft sind die Fahrzeuge am Anfang leer und am Ende voll“, so der Logistikleiter. Letztlich lief die Zusammenarbeit mit COS und Quantum jedoch problemlos und „zu meiner vollen Zufriedenheit“, betont Unger.
Die NÖM AG ist mit einer jährlichen Verarbeitungsmenge von rund 350 Millionen Tonnen Rohmilch die zweitgrößte Molkerei in Österreich. Lieferant ist die MGN Milchgenossenschaft Niederösterreich, die zu 15 Prozent am Kapital der NÖM AG beteiligt ist. Hinter der MGN stehen rund 4.800 landwirtschaftliche Betriebe, deren Milchproduktion täglich von 27 Tanksammelwagen, 5 Sattelzugmaschinen und 9 Tankaufliegern von 13 beauftragten Transportunternehmern zu den NÖM-Verarbeitungsbetrieben in Baden, Zwettl und Habersdorf befördert werden. Die Sammelstellen befinden sich in Niederösterreich, der Steiermark, dem Burgenland und Oberösterreich.
Die NÖM AG gilt als eine der fortschrittlichsten Molkereien Europas. Das Unternehmen, dessen Wurzeln bis auf das Jahr 1900 zurückgehen, legt großen Wert auf die Neu- und Weiterentwicklung ihrer Produkte. So war NÖM die erste Molkerei, die seit 1. Mai 2009 ausschließlich gentechnikfreie Milch gemäß den gültigen Codex-Richtlinien in ihren Betrieben verarbeitet. Der Konsument erkennt diese durch eine rot-weiß-rote Kennzeichnung. 4.400 der MGN Milchbetriebe sind zertifiziert zur Erzeugung gentechnikfreier Rohmilch.
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